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Adolf (1852-1925) und Moriz (1858-1918) Gallia

Weilburgstraße 20

Der Rechtsanwalt Dr. Adolf Gallia gilt als einer der bekanntesten Patentanwälte Wiens. Er kümmert sich um die Patentierung und Finanzierung der Erfindungen Auer von Welsbachs, besonders für das berühmte Gasglühlicht. Als Vertreter der Firma führt er oftmals Aufmerksamkeit erregende Patentprozesse. Gemeinsam mit seiner Frau Ida erwirbt er eine Villa in Baden, in der auch sein Bruder Moriz mit Familie viele Sommer verbringt. Adolf Gallia arbeitet immer wieder mit dem Architekten Jakob Gartner zusammen, der vor allem Synagogen erbaut. Auch einige Gebäude an der Wiener Ringstraße stammen von ihm, so das Eckhaus Stubenring 24 / Dr.-Karl-Luegerplatz 6, das er im Auftrag von Adolf Gallia im Jahr 1902 erbaute. Drei Jahre zuvor, 1899, gestaltete Gartner die Villa in Baden um.

Die Brüder arbeiten eng zusammen, Moriz ist der Direktor der Gasglühlicht AG (Auer Gesellschaft) in Wien, Präsident und Gesellschafter der Firma Hamburger & Co. und Präsident der Wiener Werkstätte, für die er sich von Anfang an engagiert. Vor allem der Architekt und Designer Josef Hoffmann hat es der Familie angetan: Ihre große, repräsentative Wohnung in der Wohllebengasse im vierten Bezirk in Wien gestaltet Hoffmann als Gesamtkunstwerk inklusive Gebrauchsgegenständen wie Besteck und diversen Dekorationsstücken. Tim Bonyhadys lesenswerte Familienbiographie Wohllebengasse gibt einen guten Einblick in die Welt der Familie Gallia. Auch der Secession fühlt sich die Familie verbunden und sie unterstützt aufstrebende Künstler. So entsteht 1903 ein Porträt von Hermine Gallia, gemalt von Gustav Klimt. Dieses künstlerische Umfeld wird wohl auch ihr Leben in Baden geprägt haben, von dem leider kaum noch Spuren zu finden sind.

Adolf und Ida sterben ohne Nachkommen, 1932 wird das Haus an den sehr vermögenden Weingroßhändler Hugo Glattauer und seine Frau Elsa verkauft. Das Ehepaar Glattauer kann mit seinen Kindern nach Australien flüchten, das Haus selbst gerät nach langjährigen Querelen erst am 13. März 1945 in den Besitz des Großdeutschen Reiches. 1948 erhält das Ehepaar Glattauer die Villa zurück und verkauft sie 1954. Das Gebäude wird abgerissen und 1975 durch eine Wohnhausanlage ersetzt.